Emmaus-Pilgern an Ostern zur St. Ulrichskapelle

Tour Radwang 9, 91550 Dinkelsbühl, DE

Das Emmaus-Pilgern ist zum Selber-Gehen und ohne Gruppe gedacht. Bitte nach der Karte im Titelbild den Weg gehen. Sie wird auch bei jeder Station als letztes Foto angezeigt. Der Hinweg ist blau, der Rückweg rot. Die DigiWalk-Navigierung nimmt leider andere, falsche Wege. Die Lage der Stationen stimmt aber auf Karte und in der App überein!

Author: Gerhard Gronauer

7 Stations

Station 1: Steinkreuz

Radwang 9, 91550 Dinkelsbühl, DE

Geh zum Steinkreuz. Solche Monumente wurden aufgestellt, damit ein Vorübergehender dort ein Gebet spricht. Dieses Kreuz wird Schwedenkreuz genannt; wahrscheinlich stammt es aus dem 30-jährigen Krieg.

Sprich hier das Gebet: Der Friede Gottes sei mit mir! Gott, mein Schöpfer, ich breche auf an diesem österlichen Tag. Die Schöpfung erwacht und die Vögel singen. Ich höre von der Auferstehung Jesu. So wie Jesus sich mit seinen Jüngern auf den Weg gemacht hat, so mache auch ich mich heute auf den Weg. So bitte ich dich, Gott: Begleite meine Schritte, Gebete und Gedanken. Dir, der du mich aufatmen lässt, sei Lob und Dank! Amen.

Station 2: Kreuzung mit besonderer Kiefer

Radwang 11, 91550 Dinkelsbühl, DE

Rechts vom Weg siehst du einen besonderen Baum. Die Kiefer besteht aus zwei Stämmen. Ein schönes Bild dafür, dass du nicht allein bist, sondern von Gott begleitet wirst.

Impuls: Stell dich neben die Kiefer. Achte auf dein Ein- und Ausatmen. Spür den Boden unter den Füßen: Du stehst auf festem Grund. Betrachte deine Umgebung. Nimm die Natur wahr. Was siehst du? Gräser, Felder, Bäume, den Himmel, die Wolken, die Wege... Hör auf die Geräusche der Umgebung: Was hörst Du? Die Vögel, den Wind, Autos von der Straße, Stimmen von Menschen…

Du liest aus dem Lukasevangelium von den beiden Jüngern, die von Jerusalem nach Emmaus gehen (Lk 24,13–19): Und siehe, zwei von ihnen gingen an demselben Tage in ein Dorf, das war von Jerusalem etwa zwei Wegstunden entfernt; dessen Name ist Emmaus. Und sie redeten miteinander von allen diesen Geschichten. Und es geschah, als sie so redeten, da nahte sich Jesus selbst und ging mit ihnen. Aber ihre Augen wurden gehalten, dass sie ihn nicht erkannten. Er sprach aber zu ihnen: „Was sind das für Dinge, die ihr miteinander verhandelt unterwegs?“ Da blieben sie traurig stehen. Und der eine, mit Namen Kleopas, antwortete und sprach zu ihm: „Bist du der Einzige unter den Fremden in Jerusalem, der nicht weiß, was in diesen Tagen dort geschehen ist?“ Und er sprach zu ihnen: „Was denn?“

Zwei Freunde haben eine Enttäuschung erlebt. Das, worauf sie gesetzt haben, ist verloren. Unter-wegs unterhalten sie sich darüber, was sie verletzt hat und ratlos macht: Dass ihr Lehrmeister Jesus, mit dessen Begleitung sie auf eine gute Zukunft gehofft haben, gekreuzigt worden ist.

Impuls: Such dir in der Umgebung einen kleinen Stein und nimm ihn auf den weiteren Weg mit. Er steht für das Schwere im Leben. Denke daran, was dich in letzter Zeit bewegt hat. Vielleicht kommt dir eine Situation in den Sinn, wo das Leben, wie du dir es ausgemalt hast, nicht mehr funktioniert, wo du über dich selbst, das Schicksal und über andere enttäuscht bist. Vielleicht haben dich Repräsentanten der Kirche schwer verletzt. Auch die Covid19-Pandemie hat zu biografischen Katastrophen geführt. Wenn du zu zweit oder zu dritt unterwegs bist, kannst du dich mit den anderen über deine Gedanken austauschen. Jeder hat fünf Minuten Zeit zu erzählen. Die Weggefährten hören aufmerk-sam zu. Dann wechselt ihr die Rollen: Der andere spricht, du hörst zu. Solltet ihr bei Station 3 noch nicht fertig sein, bleibt einfach stehen und nehmt euch die Zeit, bevor ihr weitergeht.

Station 3: Ecke am Waldrand

Unnamed Road, 91550 Dinkelsbühl, DE

Wenn du in der L-förmigen Waldrandecke ankommst, wo das Gehölz einen Knick nach links macht, befindest du dich an Station 3. Hier kannst du deine bisherigen Gedanken vor Gott bringen.

Du betest: Barmherziger Gott, in der vergangenen Zeit war mir manchmal das Herz schwer. Meine Freunde konnte ich nicht besuchen. Einige Menschen sind einsam gestorben, ich konnte mich nicht von ihnen verabschieden. Mir fehlt die Nähe zu bestimmten Menschen. Ich mache mir Sorgen um die Zukunft. Jesus Christus, erbarme dich meiner. Und nimm dich auch der anderen an. Amen.

Bis zur nächsten Station kannst du entweder nach links am Waldrand entlang wandern. Oder du suchst dir, wie auf der Karte angedeutet, eine Passage durch den Wald in südöstlicher Richtung. Hier geht es zwischen Gestrüpp und Bäumen hindurch. Wenn du das Gelände hinter dich gebracht hast, schau zurück, was du geschafft hast. Das Terrain erinnert an Ereignisse im Leben, die dich betroffen gemacht haben, wo du nicht mehr weiter gewusst hast. So wie du dieses Gehölz hinter dich gebracht hast, so hast du manches unschöne Ereignis gut durchstanden.

Station 4: Weiher

Unnamed Road, 91614 Mönchsroth, DE

Blicke auf die Wasserfläche des kleinen Weihers und lies, wie es in unserer Geschichte weiter geht, wo sich nun eine dritte Person hinzugesellt (Lk 24,19–27):

Die zwei Jünger aber sprachen zu ihm: „Wir meinen das mit Jesus von Nazareth, der ein Prophet war, mächtig in Taten und Worten vor Gott und allem Volk; wie ihn unsre Hohenpriester und Oberen zur Todesstrafe überantwortet und gekreuzigt haben. Wir aber hofften, er sei es, der Israel erlösen werde. Und über das alles ist heute der dritte Tag, dass dies geschehen ist. Auch haben uns erschreckt einige Frauen aus unserer Mitte, die sind früh bei dem Grab gewesen, haben seinen Leib nicht gefunden, kommen und sagen, sie haben eine Erscheinung von Engeln gesehen, die sagen, er lebe. Und einige von uns gingen hin zum Grab und fanden's so, wie die Frauen sagten; aber ihn sahen sie nicht.“ Und er (Jesus) sprach zu ihnen: „O ihr Toren, zu trägen Herzens, all dem zu glauben, was die Propheten geredet haben! Musste nicht der Christus dies erleiden und in seine Herrlichkeit eingehen?“ Und er fing an bei Mose und allen Propheten und legte ihnen aus, was in der ganzen Schrift von ihm gesagt war.

Impuls: Die zwei Freunde erzählen der neu hinzugetretenen Person, was sie verzweifelt sein lässt. Der Dritte hört zu und deutet ihnen das Geschehene neu, indem er sie in bisher unbeachtete Teile der Bibel einführt. Wird es ihm gelingen, dass sie ihre Enttäuschung in einem neuen Licht sehen? Werden ihnen die Augen aufgehen?
In der italienischen Region Piemont laufen die Leute beim Osterläuten zum Dorfbrunnen, um ihre Augen auszuwaschen. Sie tun dies als Zeichen, dass uns die Augen aufgetan werden. Kniee dich an das Ufer des Weihers und benetze deine Augenlider mit Wasser. Oder nimm Wasser aus der Flasche. Mach dabei ein Kreuzzeichen auf die Augenlider und sage dazu: „Herr, öffne meine Augen“! Beim Weitergehen kannst du darüber nachdenken, wofür sich deine Augen öffnen sollen, was sich in der nächsten Zeit für dich verändern könnte. Und wenn du beim Weitergehen aufmerksam um dich schaust, wirst du einen besonderen Baum entdecken, der eigentlich nicht in europäische Wälder gehört und deshalb eher selten bei uns vorkommt…

Station 5: St. Ulrichskapelle

Sankt Ulrich 1, 91550 Dinkelsbühl, DE

Schließlich bist du bei St. Ulrich angekommen. Je nachdem wie du willst, kannst du in die Kapelle gehen oder dich auf die Wiese stellen, wo sich ein hölzernes Kreuz befindet. Wenn du in die Kapelle gehst, kannst du die eventuell mitgebrachte Kerze anzünden, sie auf den Altar stellen und dich in eine der Kirchenbänke setzen (nimm die Kerze am Ende aber bitte wieder mit!). Bleib einige Minuten sitzen und lass den Kirchenraum auf dich wirken.

St. Ulrich = der heilige Ulrich war ein berühmter Bischof von Augsburg, der im 10. Jahrhundert lebte. Es heißt, er habe während einer Reise an dieser Stelle eine Rast eingelegt. Deshalb wurde hier dieses Kirchlein gebaut.

Auf einem der Bilder siehst du den heiligen Patrick = St. Patricius, wie er auf Lateinisch heißt. Er lebte im 5. Jahrhundert n.Chr. Die Szene zeigt, wie Patrick als Jugendlicher in Irland als Sklave leben musste (mit Fußfessel). Seine Arbeit war das Schafehüten. Durch den Glauben an Jesus Christus verlor er nicht seinen Mut. Es heißt, dass er durch die Hilfe eines Engels aus der Sklaverei habe fliehen können. So lebte er in Freiheit und wurde später berühmt.

Nun lesen wir einen weiteren Abschnitt unserer biblischen Geschichte (Lk 24,28–32): Und sie kamen nahe an das Dorf, wo sie hingingen (Emmaus). Und er (Jesus) stellte sich, als wollte er weitergehen. Und die zwei Jünger nötigten ihn und sprachen: „Bleibe bei uns; denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneigt.“ Und er ging hinein, bei ihnen zu bleiben. Und es geschah, als er mit ihnen zu Tisch saß, nahm er das Brot, dankte, brach's und gab's ihnen. Da wurden ihre Augen geöffnet und sie erkannten ihn. Und er verschwand vor ihnen. Und sie sprachen untereinander: „Brannte nicht unser Herz in uns, als er mit uns redete auf dem Wege und uns die (Heilige) Schrift öffnete?“

Impuls: In der Tischgemeinschaft erkennen die zwei Jünger ihren Weggefährten und Mitpilger, den auferstandenen Jesus Christus. Nimm das Stückchen Brot, das du dabei hast, sprich zu dir selbst „Für mich“ und iss es. Überlege dabei, wo sich heute während des Weges deine Augen geöffnet haben. Schließe das Essen ab mit den Worten „Christus möge mit mir sein“. Was auch unterwegs geschieht, Jesus Christus begleitet dich dabei.

Wenn du in der Kapelle sitzt, dreh dich jetzt um. An der Wand auf der Rückseite siehst du ein Kreuz. Sprich oder sing nun das Lied von der Auferstehung von Jesus Christus: „Christ ist erstanden" (Ev. Gesangbuch 99, Gotteslob 318).
In dem beigefügten Video spielt Kirchenmusiker Volker Oertel dieses Lied auf der Orgel.

Auch wenn wir nicht mehr denselben Weg zurücklaufen, befinden wir uns ab jetzt auf dem Rückweg zum Ausgangspunkt - wie die zwei Jünger aus Emmaus (Lk 24,33): Und die zwei Jünger standen auf zu derselben Stunde, kehrten zurück nach Jerusalem... Sie brechen auf, weil sie eine neue Zuversicht gewonnen haben.

Station 6: Abbiegung nach rechts

Unnamed Road, 91550 Dinkelsbühl, DE

Während wir vor uns hin wandern, befindet sich irgendwann links unten im Wiesental der Sittlinger Graben. Nachdem wir in das Tälchen hinabgestiegen sind, gehen wir an dem Waldrand entlang, der auf der rechten Seite von uns liegt. An der Stelle, wo rechts ein Weg die Anhöhe hinauf in das Gehölz führt, bleiben wir stehen.

Wir lesen den Schluss unserer Ostergeschichte (Lk 24,33–35): Und die zwei Jünger standen auf zu derselben Stunde, kehrten zurück nach Jerusalem und fanden die Elf versammelt und die bei ihnen waren, die sprachen: „Der Herr ist wahrhaftig auferstanden und dem Simon erschienen.“ Und die zwei Jünger erzählten den anderen, was auf dem Wege geschehen war und wie er von ihnen erkannt wurde, als er das Brot brach.

In der biblischen Geschichte ist es Jesus Christus, der zu den zwei Freunden hinzukommt, ihnen zuhört und ihren Erlebnissen eine neue Deutung der Zuversicht gibt. Vertraue jetzt darauf, dass dich Christus auf dem bisherigen Pilgerweg begleitet hat, womöglich unbemerkt wie bei den enttäuschten Jüngern.

Impuls: Such in der Umgebung nach einem Zeichen, wo Gott mit seiner Schöpferkraft etwas aufbrechen lässt: eine Knospe, einen Zweig mit Trieben, oder etwas anderes, was man mitnehmen darf. Nimm es mit oder nimm es in Gedanken mit.

Station 7: Steinkreuz am Ausgangspunkt

Radwang 9, 91550 Dinkelsbühl, DE

Schließlich kommst du bei demselben Steinkreuz an, an dem du den Pilgerweg begonnen hast. Nimm nun den Stein hervor, den du dir anfangs gesucht hattest. Erinnere dich: er stand für das Schwere in deinem Leben. Leg diesen Stein jetzt am Fuße des Steinkreuzes ab. Dabei verabschiedest du dich von ihm und lässt auch das Schwere ein Stück weit zurück. Der Stein ist freilich nicht weg, wie auch das Schwere im Leben nicht einfach verschwindet. Aber der Stein ist da unter dem Kreuz gut aufgehoben. Denke abschließend darüber nach, was dich während des heutigen Pilgerwegs berührt hat. Bewege es in deinem Herzen.

Schließe mit dem Gebet: Gott des Lebens, ich danke dir für deine Begleitung auf dem kleinen Pilgerweg. Du hast mich mit hineingenommen in die Auferstehung von Jesus Christus. Ich danke dir für erhellende Erfahrungen. Und was mich beunruhigt hat, lasse ich los. Ich weiß, dass ich geborgen und getragen bin bei dir. Stärke mein Vertrauen auf dich. Gehe weiter mit mir auf dem Lebensweg bis zum Ziel. Ich gehöre zu dir im Leben und im Sterben und in Ewigkeit.

Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen, denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Bitte Gott um seinen Segen: Gott, segne mich und behüte mich. Lass leuchten dein Angesicht über mich und sei mir gnädig. Erhebe dein Angesicht auf mich und gib mir deinen Frieden. Amen. Verabschiede dich von dem heutigen Pilgerweg mit dem Auferstehungsgruß: „Der Herr ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden!“ Geh jetzt gesegnet heim. Und geh gesegnet in die Zeit nach Ostern.